Von Delia Klages, sozialpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
Der demografische Wandel ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern bittere Realität. Allein in Niedersachsen wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um fast 78.000 Menschen steigen – ein Zuwachs von rund 20 %. Schon heute geraten viele Familien an ihre finanziellen Grenzen, wenn Angehörige auf stationäre Pflege angewiesen sind. Die aktuelle Situation ist angespannt: Pflegeplätze werden zunehmend zu einem Luxusgut. Doch was passiert, wenn ausgerechnet in dieser ohnehin schwierigen Lage eine gesetzliche Pflicht zur Klimaneutralität für Pflegeeinrichtungen eingeführt wird?
Pflege wird zum Luxusgut
Ab dem 1. Januar 2025 wird der durchschnittliche Eigenanteil für einen Heimplatz bei rund 2.984 Euro monatlich liegen – das ist mehr als doppelt so viel wie die gesetzliche Durchschnittsrente, die 2024 bei etwa 1.360 Euro lag. Die Pflegeversicherung gewährt zwar seit 2022 gestaffelte Zuschläge, doch selbst im vierten Jahr bleibt für viele eine gewaltige Lücke von über 1.600 Euro. Bereits jetzt kann die Mehrheit der Pflegeheimbewohner diese Kosten nicht allein stemmen – ein Drittel ist auf Sozialhilfe angewiesen, Tendenz steigend. Für 2026 wird ein Anteil von über 36 % erwartet.
Gerade Frauen mit Teilzeitkarrieren oder Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiografien sind besonders betroffen. Für sie wird die Differenz zwischen Renteneinkommen und Heimkosten zur Falle – das mühsam ersparte Vermögen wird in kürzester Zeit aufgezehrt. Pflegebedürftigkeit wird so zur finanziellen Vollkaskokatastrophe, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Familien schwer belastet. Denn oftmals sind es die Angehörigen, die einspringen müssen – nicht selten auch durch private Darlehen oder das Aufbrauchen von Ersparnissen.
Klimaneutralität – ideologisch und realitätsfern
Inmitten dieser Entwicklung steht die rot-grüne Idee, Pflegeeinrichtungen zur Klimaneutralität zu verpflichten. Wärmedämmung, Fenstertausch, neue Heizsysteme, Photovoltaik, Speicher, Energieberatung – all das klingt ambitioniert und sinnvoll in der Klimapolitik. Doch die Umsetzung bedeutet einen finanziellen Sprengsatz für die ohnehin unter Druck stehende Sozialwirtschaft. Denn all diese Maßnahmen kosten Geld, viel Geld:
- Wärmedämmung und Fenster: 400.000 – 800.000 €
- Heizungsmodernisierung: 150.000 – 300.000 €
- Photovoltaik mit Speicher: 80.000 – 180.000 €
- Energieberatung & Monitoring: 10.000 – 30.000 €
Diese Summen für Investitionen je Einrichtung schlagen sich direkt auf die Heimkosten nieder. Derzeit liegt der Anteil der Investitionskosten bei durchschnittlich 498 Euro pro Monat. Mit den Klimaneutralitätsmaßnahmen kämen zusätzlich rund 300 Euro monatlich hinzu – der Eigenanteil stiege auf über 3.200 bis 3.300 Euro. Ohne staatliche Kompensation wäre das eine zusätzliche Belastung, die viele endgültig in die Sozialhilfe drängt.
Darüber hinaus darf man nicht vergessen: Pflegeeinrichtungen sind keine Hotels, sondern Lebensräume für oft hochaltrige Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Jede Investition muss sorgsam abgewogen werden, damit die Pflegequalität nicht unter Kostendruck oder baulichen Einschränkungen leidet. Technische Umrüstungen bergen zudem die Gefahr, dass kurzfristige Ausgaben langfristige Einsparungen nicht ausgleichen – ein Risiko, das auf Kosten der Pflegebedürftigen geht.
Was wirklich hilft: Entlastung statt Ideologie
Was es jetzt braucht, sind nicht zusätzliche Pflichten, sondern gezielte Unterstützung – nicht neue bürokratische oder finanzielle Belastungen, sondern konkrete Entlastung. Die AfD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag fordert ein Landespflegegeld, das pflegende Angehörige stärkt und Heimbewohner spürbar entlastet. Pflege darf kein Armutsrisiko sein, sondern muss als gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe gestaltet werden.
Modelle wie das niederländische „BUURTZORG“-Prinzip zeigen eindrucksvoll, wie Pflege wohnortnah, menschlich und effizient organisiert werden kann – ohne ideologische Scheuklappen. Pflegebedürftige erhalten dabei nicht nur fachliche Unterstützung, sondern auch soziale Integration und Begleitung, die weit über standardisierte Leistungen hinausgehen.
Wer Pflege wirklich zukunftssicher machen will, muss sie für alle bezahlbar halten. Eine grün-rote Klimapolitik, die auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen wird, ist nicht nachhaltig – sie ist sozial ungerecht und gefährdet die Würde im Alter. Der Staat darf nicht zulassen, dass Menschen im Alter zwischen Kälte und Armut entscheiden müssen.
Es braucht jetzt den politischen Mut zur Vernunft: für unsere Pflegebedürftigen, ihre Familien und die Würde im Alter. Pflege darf nicht zum finanziellen Albtraum werden – sondern muss das Fundament einer solidarischen Gesellschaft bleiben.